Neben coolen Breakdance Einlagen auf der Bühne spielt die musikalische Untermalung der Battles eine herausragende Rolle. Nur wenn der Sound und die Beats das Trommelfell erreichen und der Körper passend zur Musik zum Beben gebracht wird, steigt die Stimmung sowohl bei Tänzern als auch beim Publikum. Deshalb ist es auch für mich als B-Boy interessant zu erfahren, wie DJs arbeiten, welche Erfahrung sie mitbringen und teilen. Im Interview mit DJ Floskel wird klar, dass Musik eine sehr wichtige Komponente im Breakdance darstellt
Erzähl mal was von dir: Wer bist du und was machst du?
Ich bin DJ Floskel und lege seit 1997 auf. Am liebsten lege ich für BBoys und BGirls auf, sowie für all diejenigen, die Musik mit Groove und Seele mögen. Das Genre ist dabei für mich Nebensache: Funk, Soul, Rap, Reggae, Salsa etc. Wenn ich nicht gerade selbst auflege, unterrichte ich in Marburg an der VibrA School of DJing.
Was war deine bislang größte Performance?
Ich kann mich nicht auf die eine Performance festlegen. Jeder Gig hat einen anderen Reiz, manchmal ist es das Publikum, manchmal die Location usw. Bei der Expo in Shanghai z.B. jeden Abend vor einer riesigen Menschenmenge bei gefühlten 60 Grad Celsius aufzulegen, war krass. Krass daran war allerdings auch das extrem energiegeladene Team: Scotty 76, Marc Hype, DJ DSK, Gregor Siegel, Dickid, Zebster uvm. Auf der anderen Seite berühren mich Events mit einem familiären Vibe meist noch mehr: Summer Jam in Altdorf, Radikal Forze Jam, What You Got, Haters Make Me Laugh, Stay Fresh Jam uvm. Ehrlich gesagt ist die Zeit vor und nach den Gigs, während der man mit den Leuten eine gute Zeit hat, oft noch beeindruckender als jeder Gig. Die besten Gigs sind oft in kleinen Clubs mit einem Publikum, dass die Musik fühlt und den DJ das auch spühren lässt. Wenn ihr im Club, bei ner Battles, Jam etc. seid und den DJ fühlt, lasst ihn das wissen – er wird sich freuen!
Was sollte man von DJ Floskel unbedingt anhören?
Musik ist ja Geschmackssache. Hört euch meine Mixes auf www.djfloskel.de an und bildet euch selbst eine Meinung!
Coole Mucke, coole Beats für den Breakdance – welche kannst du mir empfehlen?
Für mich persönlich ist und bleibt Funk aus den Mitt-70ern die Musik, zu der gebreakt wird. Ich finde auch 90er Rap-Sound gut zum breaken. Wer nicht so recht weiss, wie Musik zum breaken klingt, sollte sich James Brown, Jimmy Castor Bunch und Co. anhören. Stücken wie z.B. „Give It Up Or Turn It Loose“ sind für mich der Blueprint von Musik zum breaken. Diese Musik ist knapp 40 Jahre alt und rockt immer wieder.
Kennst du dich in der Breakdance Szene aus?
Ich verstehe mich selbst als Teil der ‚Szene‘, habe gute Bekannte und Freunde in der Szene, lege als DJ für die Szene auf und habe auch schon einige Events für die Szene organisiert, wie z.B. Circle Princz Germany. Allerdings finde ich nicht, dass es eine geschlossene Szene in Deutschland gibt. Es gibt viele lokale und regionale Szenen und dann einige wenige Akteure, die auch überregional und international aktiv sind. Darüber hinaus teilt sich die ‚Szene‘ dann auch noch mal in musikalische und tänzerische Vorlieben auf, so dass man zwar auf den Events immer wieder die gleichen Gesichter sieht, aber als geschlossene Szene würde das nicht bezeichnen. Abgesehen von solchen schnelllebigen Events finde ich den Alltag der ‚Szene‘ eigentlich viel spannender: Training, Reisen, Abhängen usw. Die Events spiegeln ja nicht unbedingt die Szene wieder und sind meist wieder schnell vergessen.
Was möchtest du der Breakdance Community noch mitteilen?
Spontan fällt mir ein, dass ich es wichtig finde, dass sich die einzelnen Akteure einer Szene gegenseitig verstehen und respektieren sollten. Aktuell habe ich z.B. das Gefühl, dass viele Tänzer und Veranstalter nicht verstehen, was einen guten DJ ausmacht und alle Leute glauben, sie könnten dank Laptops usw. selbst genauso gut oder noch besser als DJ XYZ auflegen. Auflegen ist allerdings mehr als eine Festplatte voller Breaks, die man ohne persönlichen Bezug zur Musik von irgendeinem Server runtergeladen hat. Umgekehrt sollten auch die DJs die Tänzer verstehen und wissen, worauf es beim DJing für BBoys und BGirls ankommt. Lösgelöst von dem Tanzgeschehen ein Stück nach dem anderen mixen funktioniert bei einer Battle z.B. nicht. Der DJ muss dabei z.B. die Natur der Tänzer verstehen können und berücksichtigen, ob gerade die Vorentscheidung oder bereits das Final-Battle läuft. Zwei Solo-Tänzer mit krasser Ausdauer und Finesse brauchen im Finale anderes Sounds als energiegeladen Tänzer mit viel Power und Tricks. Das sind nur ein paar Beispiele, bei denen sich dann wieder die Erfahrung eines DJs bemerkbar macht, die man nicht runterladen kann und die gute DJs auszechnet. An alle Veranstalter: Bucht nicht eure Kumpels, sondern qualifizierte und erfahrene DJs! Spart nicht am falschen Ende, der DJ gibt den Ton des Events an!
Checkt meine Website für Mixes und bucht mich für euer Event, wenn ihr Qualität von Quantität unterscheiden könnt: www.djfloskel.de!